Mittwoch, 13. Oktober 2010

Biographiearbeit und das Erscheinen des Christus im Ätherischen


Individuelle und soziale Aspekte der Schulung zur Biographiearbeit

Michaela Glöckler Vortrag, Biographietagung im Centre for Social Development, 2. Juli 1993

Liebe Freunde!

Als wir heute unsere Fragen bezüglich der Gruppenarbeit an die Tafel geschrieben haben, dachte ich für mich: Ich bin gespannt, in welcher Gruppe das Thema meines Vortrags behandelt werden wird. Und da war es ausgerechnet die Gruppe, die wegen mangelnder Teilnehmerzahl dann gestrichen worden ist. Sie hatte die Überschrift: Was ist Biographiearbei

Anmerkungen zur Geschichte

Im Nachsinnen der Frage, was Biographiearbeit eigentlich ist, kam mir der Gedanke, dass die Vorstellung, eine persönliche Biographie zu haben und diese ernstzunehmen, ja sie zum Gegenstand der Arbeit zu machen, ein neues Phänomen ist. So hat auch die eigentliche Biographie und Lebensberatung, die gegenwärtig weltweit betrieben wird, erst so richtig nach dem zweiten Weltkrieg begonnen. Sie ist ein gänzlich neuer Impuls. Schauen wir in der Geschichte zurück, so taucht das Bewusstsein individueller Entwicklung und damit einer individuellen Biographie im Grunde erst auf im Zusammenhang mit den Entwicklungsromanen des 18. und 19. Jahrhunderts. Vorbereitet wurde dieses durch das Heraufkommen des Bewusstseinszeitalters im 15. und 16. Jahrhundert, einer Zeit, in der der Historische Dr. Faust begann als ein individueller Mensch seinen eigenen Entwicklungsweg unabhängig von Kirche und offiziellen Schulungen zu beschreiten. Paracelsus verkörperte diesen selben Impuls als kongeniale Gestalt auf medizinisch-theologischem Gebiet, in dem er ebenfalls aus seinen eigenen Kräften heraus als einzelner Mensch kämpfte und arbeitete. Ungefähr zur selben Zeit lässt Shakespeare seinen Hamlet die Frage stellen. "To be or not to be, that is the question."

Voraussetzung für das bewusste Ergreifen des Entwicklungsgedankens ist eine Philosophie - eine idealistische -, die es dem Menschen möglich macht, seine eigene Zukunft in Form von Idealen zu erfassen, zu denen er dann in der biographischen Arbeit hinstrebt. Selbstreflektion, Selbsterkenntnis sind die Voraussetzungen für Selbsterziehung und biographische Gestaltung. Diese Art des individuellen Nachdenkens über sich selbst ist modern, auch wenn die gedanklichen Möglichkeiten hierzu einige hundert Jahre vor Christi Geburt vorbereitet worden sind in Form der griechischen Philosophie und der grossen griechischen Tragödien. Durch die griechischen Tragödien wurde eine Erziehung in wirksamen Bildern gegeben. Der Impuls zur Selbstehrziehung keimte jedoch damals nur in wenigen vorbereiteten Seelen. Erst später beginnt die Möglichkeit im Laufe der Entwicklung, dass der Impuls zur Selbsterziehung sich aus dem Bereich der Mysterienschulen und der einzelnen vorangeschrittenen Seelen heraus bewegt, sich ausbreitet und zu einer Volksangelegenheit wird. Es ist ja bezeichnend, dass selbst Plato mit seiner Wundervollen Philosophie, die den Menschen erstmals zu dem sokratischen "Ich weiss, dass ich nicht weiss" und damit zum Ausgangspunkt individueller Wahrheitssuche führt, noch kein Empfinden hatte für Freiheit und Würde jedes einzelnen Menschen. Er verfügte zwar über ein Wissen bezüglich der- Entwicklung der menschlichen Seele - jedoch nur auf der Gedankenebene selbst. Im sozialen Leben war es für ihn noch sinnvoll und normal, dass es Sklaven gab, die unfrei waren und über die verfügt werden konnte. Die Würde eines jeden Menschen, auch der Sklaven, wird erstmals in den Evangelien angesprochen. Es dauert aber dann noch fast zweitausend Jahre, bis dieses Bewusstsein durchdringt, Sklaverei und Leibeigenschaft aufgehoben werden und die Idee von der Würde des einzelnen Menschen kulturelles Besitztum der Menschheit wird. Was sich zu nächst auf der Gedankenebene einlebt, wird nach und nach soziale Sicherheit. Und wir wissen, dass dieser Prozess des sich Einlebens der Gedanken von Entwicklung, Freiheit und Würde des einzelnen Menschen auch in der Gegenwart noch recht am Anfang steht - wenn wir nur beispielsweise auf die Situation der Frauen hinschauen, denen die Entwicklung dieser Ideale noch lange nicht mit derselben Selbstverständlichkeit zugestanden wird, wie dem Mann.

Durch die luziferische Versuchung wurde der Mensch zur Freiheit im Denken geführt. Darauf folgte Ahrimans Impuls der Emanzipation, der Freiheit in der Willenssphäre, im sozialen Bereich. Es geht darum, diese luziferisch-ahrimanischen Freiheitsimpulse zu verchristlichen. Dafür ist der Weg Im Johannes-Evangelium gewiesen durch den Leitsatz: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." Dieses ist aber zugleich der Weg, ist die Biographie, das Leben, und kann nur sozial verwirklicht werden unter Beachtung einer Bedingung: Liebe untereinander zu haben. Selbsterkenntnis und biographische Gestaltung sind erst möglich von dem Augenblick an, in dem die schöpferische Kraft des Ich bewusst wird. Die Vergangenheit der Menschheit wurde von Luzifer bestimmt sie führte zur Individualisierung des Menschen, zum Erfassen seines Eigenseins und seiner Sonderheit im Selbstbewusstsein. Die Zukunft hingegen wird von Ahriman bestimmt. Hier geht es um die Emanzipation des Willens mit seinen enormen sozialen Verflechtungen und seiner Verführbarkeit durch Machtinstinkte. In der Gegenwart aber, in die der Christus immerfort hereinwirkt, kann der Ausgleich zwischen diesen Impulsen gefunden und immer wieder neu erarbeitet werden. Die Mitte zwischen diesen beiden Freiheitsqualitäten, zwischen der Gedanken- und der Willensfreiheit, geht von der Liebe zur Weisheit und der Liebe zur Freiheit auch des anderen Menschen aus.

Biographiearbeit und ihre Stellung in der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft (Goetheanum)

Im Zusammenhang mit unseren ersten drei Tagungen zur Biographiearbeit am Goetheanum haben wir uns immer wieder gefragt, in welcher Sektion diese Biographiearbeit eigentlich zuhause ist. Da wurde uns nach und nach deutlich, dass dies letztlich nur die Allgemeine Anthroposophische Sektion sein kann. Denn die Biographiearbeit betrifft das Zentralmenschliche, das Anthroposophische (das Wissen vom Menschen und die menschliche Weisheit) und kann sich dann je nach individueller Situation mehr therapeutisch, pädagogisch, sozialwissenschaftlich, pastoratmedizinisch oder künstlerisch gestalten.

Ebenso war uns deutlich, in wie starkem Mass Biographiearbeit, wenn sie professionell ausgeübt wird, der Gefahr ausgesetzt ist, die Grenzen der beruflich gegebenen Kompetenz zu überschreiten. So wurde uns auch deutlich, dass da, wo wir Kurse für die Weiterbildung in Biographiearbeit anbieten, streng darauf zu achten ist, welche beruflichen Voraussetzungen gegeben sind und in welchem Zusammenhang der Bewerber später tätig werden möchte. Da, wo die Biographiearbeit therapeutische oder psychotherapeutische Züge annimmt, bedarf es anderer beruflicher Voraussetzungen und Qualifikationen als dort, wo die Biographiearbeit nur im allgemeinen sozialtherapeutischen oder pädagogischen Rahmen sich vollzieht oder im helfenden Gespräch über Fragen der Selbsterziehung, Lebensführung und anderes. Im Zusammenhang mit der Frage nach der Differenzierung und Spezialisierung der Biographiearbeit in den verschiedenen sozialen und helfenden Berufen kam dann aber auch die Intention auf, nach der eigentlichen Quelle der Biographiearbeit zu fragen, nach ihrem Zentrum in der Allgemeinen Sektion, nach ihrer innersten Inspirationsquelle. Im Zusammenhang damit wurde auch deutlich, dass sich der Suche nach der zentralen lnspirationsquelle für die Biographiearbeit zwei verführerische Quellen als Verirrungsmöglichkeiten in den Weg stellen: Biographiearbeit als Selbstverwirklichung im Lichte Luzifers und Biographiearbeit als manipulative soziale Konditionierung im Dienste Ahrimans.

Der Schulungsweg des Biographiearbeiters ein Weg zu Christus

Wie sieht der spezifische Schulungsweg für Biographiearbeiter aus? Hier möchte ich zunächst deutlich unterscheiden zwischen einem individuellen und einem sozialen Schulungsweg als Grundlage für die Biographiearbeit. Es ist wichtig, sich über die unterschiede dieser beiden Dinge klar zu werden, um sie dann bewusst zusammenführen zu können. Denn meistens ist es so, dass der Klient entweder mehr für seine innere Orientierung Hilfe braucht oder aber konkrete Schritte unternehmen muss, im sozialen Leben zurückzukommen. Hier bedarf es einer grossen Feinfühligkeit, um die Priorität individueller oder sozialer Schulungsmomente zu erkennen und den Ausgangspunkt für die Biographiearbeit richtig einzuschätzen. So werden wir in einem Fall den betreffenden Menschen ermutigen, sich zunächst einmal auf seinen ganz persönlichen, individuellen Weg zu begeben und sich unabhängig von all seinen sozialen Problemen zu machen und zunächst einmal zu lernen, sich selber wichtig zu nehmen und sein inneres Kraftzentrum zu entdecken. Bei einem anderer Fall müssen wir von vorneherein sagen: Deine Biographie - das sind doch letztlich die Menschen und Ereignisse Deines Umkreises, Deines ganzen bisherigen Lebens, denen Du Dich verdankst und die auch Dir viel verdanken, an dem Du jedoch auch bewusst mitgestalten kannst, ja musst - und dem Du verpflichtet bist.

Im Hintergrund dieser Wegsuche lebt jedoch die Gewissheit, dass das Mysterium von Golgatha tatsächlich der Anfangspunkt gewesen ist, um menschliche Biographie überhaupt verstehen zu können. Denn vor dem Mysterium von Golgatha wussten die Wesen in der geistigen Welt nichts über Geburt und Tod, Anfang und Ende der menschlichen Biographie und ihre Bedeutung für dieselbe. Mineralien, Pflanzen und Tiere haben ihr geistiges Wesen, ihr Gruppen-Ich in der geistigen Welt. Sie können auf Erden nicht wirklich sterben sie sind eigentlich immer in der geistigen Welt anwesend und sind nur unterschiedlich aktiv, wenn sie auf der Erde inkarniert sind oder wiederum exkarniert sind. Ein Mensch jedoch, der sich inkarniert, entschwindet in gewisser Weise aus der geistigen Welt und kommt nach seinem physischen Tode in diese wieder zurück. Was sich dazwischen abspielt, was wir Biographie oder Leben nennen, ist seit dem Eintauchen des Ich in die Erdensphäre etwas recht Geheimnisvolles für die Hierarchien. Diese erhabenen Wesen können zwar unser Schicksal, mit dem wir in die geistige Welt nach dem Tode eintreten, anschauen und beurteilen und können uns auf das nächste Erdenleben vorbereiten. Sie können jedoch nicht verstehen, warum und wie wir zu unserer Schicksalsgestaltung kommen. Sie können nicht wirklich verstehen, was es bedeutet, mit der Tatsache von Tod und Leben in der eigenen Biographie und im eigenen Leben konfrontiert zu sein. Doch ist dies die esoterische Bedeutung des Mysteriums von Golgatha: Die Trinität und die Hierarchien wollten wissen, was Geburt, Biographie und Tod eigentlich sind. Diese Erfahrung wurde durch den Christus auf der Erde gemacht. Seither gibt es in der geistigen Welt ein Verständnis für die Erdenbiographie und auf der Erde einen unmittelbaren Anschluss für das Menschen-Ich an die höheren Hierarchien. So ist die wichtigste Voraussetzung für unsere Biographiearbeiter die Tatsache, dass Christus die Erfahrung von Geburt und Tod auf der Erde gemacht hat und dadurch von der geistigen Seite aus die Möglichkeit entstanden ist, den menschlichen Lebensweg, die Biographie als geistiges Ereignis zu begreifen, das auf der Erde stattfindet. In der vorchristlichen Zeit wurde uns das Wissen über uns selbst durch göttliche Gnade in den alten Mysterienstätten gegeben. Je mehr sich uns dies entzog, musste der Mensch sein Wissen durch eigene Anstrengung finden. Dieser Prozess hat auch stattgefunden mit dem Wissen um Geburt und Tod, mit dem gewaltigen Unterschied jedoch, dass die Mysterienenthüllung über dieses Wissen auf der Erde selber durch die Tat eines Gottes offenbar wurde. Jetzt ist es menschheitliche Aufgabe, sich aus eigener Kraft zu einem Verständnis dieses Mysteriums von Golgatha hindurchzuarbeiten. In diesem Mysterium von Golgatha liegt aber auch das Mysterium der Biographie beschlossen.

Überlegungen wie diese können deutlich machen, dass der Schulungsweg für die Biographiearbeit ein besonders adäquater Weg sein muss, den Christus zu finden. Denn Er ist der Initiator, der den Menschen zu einem geistigen Verständnis der Wahrheit und der individuellen Gesetzlichkeit der menschlichen Biographie in allen Einzelheiten führen kann. Christus ist durch das Mysterium von Golgatha nicht nur der Herr des Karma geworden, sondern damit zugleich auch der ganz persönliche Begleiter und Inspirator einer jeden Biographie. In der Theosophie lesen wir, dass der physische Leib den Gesetzen der Vererbung unterliegt, der Geist hingegen den Gesetzen von Reinkarnation und Karma. Diese Gesetzmässigkeiten wurden von den Göttern in dieser Weise festgelegt - wir können sie nicht verändern. Für die Seele aber heisst es: Die Seele unterliegt ihrem selbstgeschaffenen Schicksal. Hier schlägt der Freiheitsimpuls ein. Nur in der Arbeit an der eigenen Biographie, im Schöpfungsprozess des eigenen Schicksals kann die Freiheit erlebt werden und ihre Verwirklichung finden. Die Seele allein unterliegt den Gesetzen, die sie sich selbst geschaffen hat, indem sie an ihrem eigenen Schicksal arbeitet. So zeigt sich die Seele als "kleiner Herr über das Karma", so wie Christus im grossen der Herr des Karma ist. In der Theosophie lesen wir weiter, wie es das Ich ist, das in der Seele lebt. Unser Ich ist es also, welches als lebendiges Zentrum der Seele das Schicksal gestaltet.

Zwischen den Gesetzen der Natur und den Gesetzen des Geistes steht die Biographiearbeit als Feld freier Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung. Auf diesem Felde kann der einzelne Mensch sich selbst als Gestalter seines Schicksals erkennen und zugleich dem Herrn des Karma, dem Gestalter des Menschheitsschicksals, begegnen. Damit sind die beiden grossen Aspekte der Biographiearbeit charakterisiert: der soziale und der individuelle persönliche. Diese enorme Spannweite zwischen individueller und sozialer Verwirklichung in der Schicksalsarbeit ist zusammengefasst in dem Satz: "Ich bin ich." Dieser Satz stellt das schaffende Ich, die Tätigkeit des "Bin" zwischen zwei Iche. Auf der einen Seite steht das Ich, das wir mit unserem Bewusstsein ergreifen können und als das tätige in uns erleben. Auf der anderen Seite steht dasjenige Ich, das wir als Schicksal antreffen, als alles das, was uns zustösst und so auch deutlich zu uns gehört. Dazwischen ist der Abgrund des Seins, der Abgrund unserer eigenen Existenz, der sich erst schliesst, wenn wir ihn als solchen erkennen und die Notwendigkeit, selber die Brücke über diesen Abgrund zu bauen. Ohne das Erleben dieses Abgrundes wäre das Erleben der Freiheit nicht möglich. So können wir diesen Abgrund des Seins auch den Abgrund der Freiheit nennen.

Biographiearbeit, esoterisch gefasst, ist der Weg der Einweihung durch das Leben, so wie dieser in dem Schulungsbuch Rudolf Steiners "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?" wie ein feiner roter Faden durch das ganze Buch hindurch angedeutet, beschrieben und aufzufinden ist.

Der sozial-karmische Aspekt der Biographiearbeit besteht darin, dem Klienten zu helfen, sein höheres Selbst durch die bewusste Annahme und Begegnung mit seinem Schicksal zu finden. Der individuelle Aspekt hingegen hat es damit zu tun, das Bewusstseins-Ich, das sich zunächst als niederes "Ich bin" darstellt, vom Egoismus zu reinigen durch den individuell zu beschreitenden Schulungsweg. Sich selbst finden lernen und das Schicksal gestalten - das sind die beiden Wege, die letztlich doch einer sind: sich als individueller Mensch und zugleich als Teil des Menschheitsganzen selber zu erkennen und selbst zu verwirklichen. So wie sich in der inneren Auseinandersetzung mit dem Egoismus und der Eigenliebe die wahre kraft des Ich als Liebe zur Welt und zum Menschsein zeigt, so offenbart sich in den Schicksalszusammenhängen, in Bildern und Begebenheiten für jeden erlebbar das höhere Selbst. In beiden Richtungen ist das Ich aufgefordert, die Kraft der Bejahung, der Annahme des Entwicklungsstoffes zu betätigen: gegenüber dem sogenannten niedrigen, spontanen "Ich bin" mit all seinem Stolz, seinen persönlichen Freuden, seiner Traurigkeit und Resignation. Dieses gilt es ja alles anzunehmen und zu bejahen, um letztlich doch auf diejenige Kraft in all dem Leben zu stossen, die sagen kann: "Nicht ich, sondern das höhere Selbst in mir". Dieses sagen zu lernen: "Nicht ich, sondern...", das ist der Weg, um das persönliche Erleben vom Egoismus zu reinigen. Hier werden wir zunächst zu dem Wort geführt: "Ich bin nicht". Das ist der Weg über dem Abgrund, ein echtes Sterben und Wiedergeborenwerden, ein im Ich-bin-nicht sich doch als derjenige zu erkennen, der dies sagen kann. Umgekehrt ist es zumeist mit der Arbeit an dem Schicksal. Hier steht oft die Nicht-Annahme am Anfang. Dieses Schicksal - nein, das bin ich nicht, das will ich nicht sein. Biographiearbeit heisst hier, sich zu dem "Das bin ich", "das will ich sein" hindurchzuringen. Diese beiden Seiten des Ich bewusst zu machen und zu vereinigen - das ist Biographiearbeit. Dann stehen wir wirklich in unserer Biographie. So können wir auch unseren Klienten nicht weiterführen, als wir selbst zu gehen in der Lage sind. Je mehr wir als Biographieberater unser eigenes Stehen in unserer Biographie gestalten und diesen Schulungsweg selber gehen, umso konkreter gewinnen wir auch Einblick in die Schwierigkeiten und Probleme dieses Weges und lernen, die weiterführenden Fragen zu stellen und zu helfen.

Zur individuellen Seite des Schulungsweges

Wie finde ich zu Christus? Diese Frage ist Wegmotiv des individuellen Schulungsweges der Anthroposophie. Es ist zugleich die zentrale Frage, die wir uns als Biographiearbeiter und -berater immer wieder neu stellen müssen. Damit ist aber auch die Frage gestellt, wie wir das Mysterium des Todes in diesen Schulungsweg miteinbeziehen. Denn des Mysterium des Todes ist untrennbar verbunden mit dem Christusmysterium, und gerade diese Seite des Christusmysteriums gilt es heute zu verstehen: das Geheimnis der Schwelle. So ist es notwendig, dass wir diesen Weg zu Christus suchen durch das Denken, Fühlen und Wollen - durch die drei Seelenkräfte, die im Zugehen auf die Schwelle sich voneinander trennen und durch die Ich-Tätigkeit neu verbunden werden müssen.

Rudolf Steiner hat uns als Leitmotiv für den Gedankenweg[1] zu Christus das auf die Gedankenebene gehobene Evangelienwort gegeben: "Was der geringste meiner Brüder denkt, das habe ich in ihm gedacht." Hier offenbart sich Christus als derjenige, der in der ätherischen Welt der Gedanken lebt. Die Welt der Gedanken als lebendigen Teil der ätherischen Welt zu empfinden, gehört zu den besonders zentralen Aufgaben des anthroposophischen Schulungsweges. Denn auf dieser Tatsache beruht der gesamte Impuls des hygienischen Okkultismus:[2]

"Es ist von der allergrössten Bedeutung zu wissen, dass die gewöhnlichen Denkkräfte des Menschen die verfeinerten Gestaltungs- und Wachstumskräfte sind. Im Gestalten und Wachsen des menschlichen Organismus offenbart sich ein Geistiges. Denn dieses Geistige erscheint dann im Lebensverlauf als die geistige Denkkraft.

Und diese Denkkraft ist nur ein Teil der im Ätherischen webenden menschlichen Gestaltungs- und Wachstumskraft. Der andere Teil bleibt seiner im menschlichen Lebensbeginne innegehabten Aufgabe getreu. Nur weil der Mensch, wenn seine Gestaltung und sein Wachstum vorgerückt, das ist, bis zu einem gewissen Grade abgeschlossen ist, sich noch weiter entwickelt, kann das Ätherisch-Geistige, das im Organismus webt und lebt, im weiteren Leben aus Denkkraft auftreten.

So offenbart sich der imaginativen geistigen Anschauung die bildsame (plastische) Kraft als ein Ätherisch-Geistiges von der einen Seite, das von der anderen Seite als der Seelen-Inhalt des Denkens auftritt."

Das von Rudolf Steiner für die Mitte unseres Jahrhunderts vorausgesagte allgemeine Erscheinen des Christus in der ätherischen Welt kann so für jeden zur Erfahrung werden, der sich sein Darinnenstehen in der ätherischen Welt der Gedanken bewusst macht und auf Christus als denjenigen hinschaut, der da in all diesem Denken, das durch Menschenköpfe zieht, dabei ist und damit lebt. Am Anfang des Johannes-Evangeliums wird uns der Christus als der Schöpfer der ganzen sichtbaren Welt dargestellt bis hin zu der schöpferischen Kraft, die wir in uns entdecken, wenn wir uns als Ich ergreifen. Nun lernen wir, dass der Christus auch unser schöpferisches Denken begleitet, mit dessen Hilfe wir die Zukunft vorbereiten und uns Ziele setzen für das Leben und die Arbeit. Jenen Tatbestand immer deutlicher zu empfinden und eine Kraft des Zuhörens zu entwickeln, die immer auch auf den Christus im Gedankenleben der anderen Menschen achtet, ist die Aufgabe. Im Ergreifen dieser Aufgabe wird erlebbar, was es heisst, jeglichen Stolz mit bezug auf die eigene Denkfähigkeit zu überwinden. Es kommt nicht darauf an, dass wir uns selbst in unseren Ideen und Gedanken offenbaren, sondern dass der Christus in der Art wie wir denken anwesend sein kann, im ätherischen erscheinen kann.

Auch der von Rudolf Steiner geschilderte Willensweg zu Christus hängt mit seinem Erscheinen im Ätherischen zusammen. Hier handelt es sich um den erworbenen Idealismus, um die Lebensideale, die sich in den Stürmen des Lebens bewährt haben, die wiedergefunden worden sind, die gerettet wurden durch alle Krisen hindurch und zum inneren Führer des Menschen geworden sind. Auferstehungskraft ist es, die wirksam wird, wenn in scheinbar auswegslosen Lebenssituationen plötzlich dieses Ideal zu leuchten anfängt und die Lebenssituation mit einem Mal in einem Licht erscheint, das einen Ausweg zeigt. Diese Kraft der Auferstehung zu spüren, die in den Lebensidealen wirksam ist und die uns die Möglichkeit gibt, in jeder Situation immer wieder von neuem aus eigenem, freiem Willen heraus handeln und sich bewähren zu können - das ist es, worauf es bei dem Willensweg ankommt. Handeln wir jedoch aus dieser Auferstehungskraft heraus, aus dieser Freiheitsquelle, kommt es zu der dabei notwendig geforderten Selbstüberwindung, so handeln wir zugleich auch - aus Liebe. Und damit ergibt sich der dritte Weg als Ergebnis des Gedanken- und Willensweges. Denn beide Wege wecken beim Gehen die Liebefähigkeit. Umgekehrt können wir auch sagen, je liebevoller ein Mensch anderen Menschen gegenüber und der Welt gegenüber eingestellt ist, umso leichter wird ihm das Gehen des Gedanken- und Willensweges zu Christus fallen. Denn wenn wir uns im Verstehen der Gedankenwege anderer Menschen schulen, so beginnen wir nach und nach auch zu lieben, wen wir so immer besser verstehen. Liebe beginnt da, wo Verständnis geweckt wird.

Welches ist jedoch nun der spezifisch mittlere Weg, auf dem das Lieben selbst gelernt werden kann? Gibt es überhaupt einen solchen Weg, der ganz aus der Mitte heraus gegangen werden kann und zum Christus hinführt durch das Fühlen? Dieser dritte Weg wird in dem genannten Vortrag so nicht direkt beim Namen genannt. Ich denke aber, dass er sich unmittelbar auftut, wenn man auf eine menschliche Biographie hinblickt. Der Weg zum Schicksalsverständnis, zum Verständnis einer menschlichen Biographie beginnt mit dem Mitgefühl, mit der Wahrnehmung dessen, was einen anderen betrifft. Begeben wir uns in eine Biographie herein ohne Einfühlungsvermögen und Mitgefühl, so werden wir sie nicht verstehen - zumindest werden wir nichts von dem verstehen, womit der Christus verbunden ist. Wie kann nun diese Art der Wahrnehmungsfähigkeit und des Mitgefühls geschult werden? Dieser Weg wird uns in der Theosophie gezeigt, wo an der Pflege unseres Gefühlslebens die Aufgabe ergeht, Gefühle zu Wahrnehmungsorganen umzubilden. Sympathien und Antipathien sollen Wahrnehmungsorgane werden für die Geschehnisse im sozialen Umkreis. Nicht das ist entscheidend, was wir mit Hilfe unserer Gedanken und Gefühle von uns selber zum Ausdruck bringen oder was die Befindlichkeit unseres eigenen Seelenlebens widerspiegelt, sondern dasjenige, was wir mit Hilfe unserer zum objektiven, das heisst selbstlosen Wahrnehmungsorgan umgebildeten Gefühle vom Wesen eines anderen Menschen oder eines Schicksalsereignisses erfassen. Schulen wir diese Art von Einfühlungsvermögen, so ist die Liebefähigkeit, die sich dadurch entwickelt, die Kraft der Liebe, die zugleich die Kraft der menschlichen Mitte, unmittelbarer Ausdruck unseres Wesenskernes, des Ich, ist. Und diese Liebe ist zugleich die Liebe zum Schicksal, zum Karma. Hierzu aber sagt uns Rudolf Steiner, dass wenn wir unser Karma lieben lernen, dieses der esoterische Weg zu Christus ist. Hier, in dieser Sphäre begegnen wir ihm gleichsam von Angesicht zu Angesicht. Gemessen an diesem mittleren Weg, sind der Gedanken- und der Willensweg zu Christus eher exoterischer Natur. Wir gehen täglich im äusseren Leben damit um, indem wir uns gedanklich mit unserer Umwelt auseinandersetzen und die entsprechenden Konsequenzen für unser Handeln ziehen. Der vertrauliche Umgang jedoch mit dem Karma selber ist etwas, was sich ganz im Verborgenen abspielt. Das Denken gehört der Welt an - ist Teil der objektiven ätherischen Welt, in die wir uns mit unserem tätigen Ich einleben. Ebenso gehören unsere Taten der Welt an, auch wenn die Impulse dazu im innersten unseres Wesens entstanden sind. Das Fühlen jedoch bleibt auch hier in der Mitte. Es gehört uns selbst, auch wenn es sich ganz an die Welt hingibt.

Diese drei Wege der Seele zu Christus durch die Arbeit des Ich im Gedanken-, Gefühls- und Willensleben sind zugleich die Übungswege, bewusst an der Schwelle der geistigen Welt stehen zu lernen. Dabei zeigt sich die Kraft der Liebe als diejenige Kraft, die denken, fühlen und wollen wieder neu verbinden kann. Verstehen führt zur Liebe auf dem Gedankenweg, die freie Handlung aus der Entschiedenheit für ein Ideal heraus führt zur Liebe zur Tat und das Mitgefühl birgt die Liebefähigkeit als Ausdruck des Fühlens. So ist die Liebe zugleich der sicherste Weg, der über die Schwelle führt. Sie ist die Brücke über den Strom.

Vom sozialen Schulungsweg

Für den individuellen Schulungsweg brauchen wir die Anthroposophie als den entscheidenden Wegweiser. Sie zeigt den Gedanken-, Gefühls- und Willensweg zu Christus und damit auch zum Verständnis der menschlichen Biographie. Für den sozialen Schulungsweg hingegen - das möchte ich jetzt ganz bewusst provozierend sagen - genügt das Wissen um die Anthroposophie und den anthroposophischen Schulungsweg allein nicht. Hier sind noch andere Mittel nötig, und diese Mittel sind soziale. Und auch hier hat Rudolf Steiner die entscheidenden Hilfen gegeben, indem er nicht nur die anthroposophische Geisteswissenschaft begründet und entwickelt hat, sondern auch einen sozialen Zusammenhang, eine Gesellschaft gestiftet hat, mit der er sich selber auf der Weihnachtstagung vor jetzt 70 Jahren in Form der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft verbunden hat. Die Anthroposophische Gesellschaft und ihre Seele, die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, sind ein soziales Instrument, dessen verständnisvolle Handhabe einen sozialen Schulungsweg eröffnet, der einzigartig innerhalb der heutigen Menschheit darinnensteht. Der soziale Schulungsweg ist zugleich das allernotwendigste Mittel, um die sechste Kulturepoche vorzubereiten, die auf unsere jetzige, in der die Bewusstseinsseele ausgebildet wird, folgt. Da so viel davon abhängt, ob dieser soziale Schulungsweg verstanden wird und gelingt, ist auch verständlich, warum das Leben der Anthroposophischen Gesellschaft so starken Gefährdungen, Versuchungen und Widerständen ausgesetzt ist. Immer wieder kommen innere und äussere Attacken, diese Gesellschaft in Frage zu stellen, lächerlich zu machen oder gar als nicht mehr existent darzustellen. Alles wird getan, um diese Gesellschaft ärmlich erscheinen zu lassen, uninteressant, dogmatisch, sektiererisch. Es geht so weit, dass sich immer wieder Menschen auch schämen, sagen zu müssen: "Nun ja, ich bin schon Mitglied, aber ich bin in erster Linie ein freier Mensch..." Wenn wir so empfinden, fühlen wir diese destruktiven Kräfte, die gegen die Gesellschaft gerichtet sind, auch in uns selber. Die von Rudolf Steiner in seinem karmischen Zusammenhang und seiner Bedeutung für die Zukunft der Menschheit charakterisierte Menschengemeinschaft wird von Ahriman mit aller Macht bekämpft, der keinen Sinn für menschliche Entwicklung hat und der, wie es Rudolf Steiner einmal im Jungmedizinerkurs formuliert, "das Karma totschlagen möchte". Ahriman hasst nichts mehr als das Karma. Mir ist keine so harte Äusserung Rudolf Steiners bekannt wie diese, wo er von "Totschlagen" spricht. Ahriman möchte das Karma totschlagen, und dies ist der Gegenimpuls gegen den Christusimpuls: den Menschen das Vertrauen in ihre eigene Entwicklung zu rauben und Gleichberechtigung und Perfektion anstelle individueller und sozialer Entwicklungsprozesse zu setzen.

Aus den Schilderungen Rudolf Steiners über die Menschheitsentwicklung wissen wir, dass die guten Götter, die die menschliche Entwicklung begleiten, als Gegenmittel gegen die luziferische Versuchung Krankheit und Tod gesandt haben, um einen Ausgleich zu schaffen für die luziferische Attacke. Als Ahriman jedoch infolge der luziferischen Versuchung auf der Erde begann, und seine Kräfte ab Mitte der atlantischen Epoche auf den Menschen stärker wirkten, als dieser mehr und mehr in die Wirklichkeit der Erdenkräfte eintrat, so schenkten uns die guten Götter zum Ausgleich der ahrimanischen Wirksamkeit die Befähigung zum Karma, den Karmaimpuls. Ahriman weiss sehr gut, dass das Ernstnehmen des Karma die Kraft ist, durch die die Menschen ihn eines Tages überwinden werden. Je mehr wir hingegen den Sinn der Krankheit und den Sinn des Todes im bewussten Schwellenerleben verstehen, umso mehr lernen wir, die Kraft zu entwickeln, die Luzifer überwindet, das heisst, ihn erlöst. In dem Masse, wie wir das Karma lieben lernen, entwickeln wir die Kräfte, Ahriman zu überwinden. Karma lieben lernen heisst aber, das soziale Leben lieben lernen, im Sozialen bauen lernen. Und eben dieses ist die Aufgabe und der Impuls der Neugründung der Anthroposophischen Gesellschaft und der Weihnachtstagung. Wir brauchen diesen Schulungsweg im Sozialen, auf dem wir Christus begegnen können. Wir finden diesen Weg vorgezeichnet in den Lebensimpulsen des Grundsteinspruches, der uns vom Du zum Wir in der Christenwesenheit führt. Und wir brauchen Menschen, die selbst bei den schwierigsten sozialen Problemen und Prozessen nicht davonlaufen. Diese Menschen haben wir in den überzeugten Mitgliedern unserer Anthroposophischen Gesellschaft. In unserer heutigen Zeit gibt es nur eine Menschengemeinschaft in der Welt, wo nicht nur alle Nationen, Sprachen, Geschlechter und Lebensalter willkommen sind, sondern wo auch Schwierigkeiten in Erscheinung treten können, die verarbeitet werden müssen, die im sozialen Leben der Gegenwart auftreten können. Unsere Gesellschaft ist tatsächlich die soziale Sphäre, in der wir alle für unsere Zeit charakteristischen Probleme erleben und stellvertretend für die Menschheit heute bearbeiten können. Wenn Menschen kommen und sich darüber beklagen, dass bei den Anthroposophen nicht weniger, sondern eher mehr Probleme vorkommen als in der übrigen Bevölkerung, so finde ich das ganz und gar nicht erstaunlich. Unsere Aufgabe ist doch, einen heilsamen Beitrag gegenüber den chaotischen Kulturverhältnissen der Gegenwart zu leisten - auf allen Lebensgebieten. Das kann jedoch nur derjenige heilen, der die Krankheit kennt. Wo also die Ursachen für die Probleme der Gegenwart nicht durchschaut werden, wo die Fülle der pathologischen Einzelheiten nicht gekannt wird, kann doch auch der Schritt zur jeweils notwendigen Therapie nicht gefunden werden. Unsere Aufgabe ist nun, in den Problemen, die wir haben, nicht steckenzubleiben, sondern sie zu durchschauen, zu bearbeiten und daran therapeutische soziale Fähigkeiten zu schulen. Diese werden in der Gegenwart überall gebraucht. Diese werden aber auch in der Bearbeitung der Einzelbiographie benötigt. Und so braucht der Biographiearbeiter wie kaum jemand sonst dieses soziale Schulungsmittel, das das bewusste Darinnenstehen in der Anthroposophischen Gesellschaft darstellt, um für seinen Beruf vorbereitet zu sein. Unsere Gesellschaft ist wirklich der Erfahrungsraum, in dem alles zu erleben ist, was es heute zu bearbeiten gibt. Schon lange bevor der Fundamentalismus der siebziger, achtziger und neunziger Jahre auftrat, kannten wir ihn schon in unserer Gesellschaft, der Kampf um die Frage: Wer versteht Rudolf Steiner richtig? Wer geht den anthroposophischen Schulungsweg so, wie er sein soll? Oder: Welches ist der richtige Weg, Anthroposophie zu studieren? Fragen dieser Art führten in anhaltende fundamentalistische Streitigkeiten herein.

Wenn Sie die Briefe an die Mitglieder, die Rudolf Steiner nach der Weihnachtstagung geschrieben haben, mit der Frage nach dem sozialen Schulungsweg lesen, so werden Sie ihn in den Hinweisen, die dort gegeben sind, entdecken. Erst wenn wir die Anthroposophische Gesellschaft als einen Ort erkennen, an dem soziale Aktivität gefragt ist, durch die Ahriman so weit überwunden werden kann, dass die Michael-Offenbarung unter uns möglich wird, dann haben wir unsere Aufgabe als Mitglieder dieser Gesellschaft verstanden. Ahriman ist der Geist, der Menschen in Gruppen und die Gruppen in Einzelmenschen auseinanderspaltet. Er liebt Trennung und Zerstörung. Michael hingegen ist der Geist, der das Getrennte wiederum zusammenführen möchte. In den Karmavorträgen führt Rudolf Steiner aus, dass Michael seine Arbeit in unserer Zeit nur wirksam entfalten kann, wenn es einen Ort gibt, an dem die verschiedensten Strömungen der gegenwärtigen Menschheit zusammenarbeiten. Und er weist insbesondere darauf hin, dass dieses Zusammenwirken der verschiedenen Strömungen um die Jahrhundertwende, wenn die Entscheidungen fallen, stattfinden muss. Da liegen nur noch sieben Jahre vor uns, um unsere Anthroposophische Gesellschaft noch einmal ganz neu lieben zu lernen und in ihr in einer Weise tätig zu werden, wie es bisher noch zu wenig geschehen ist.

In diesem Sinne verstehe ich auch Rudolf Steiners letzte Ansprache an die Mitglieder vom 28.September 1924, wo er von den vier mal zwölf Menschen spricht, die notwendig sind, damit Michael Festesstimmung aufgrund ihres Zusammenwirkens in Verbindung mit dem Goetheanum-Impuls entstehen kann. Es ist nicht eine Frage der Grösse der Anthroposophischen Gesellschaft, sondern ihrer Arbeitsqualität. Es müssen eben vier mal zwölf verschiedene Fragestellungen, Eigenarten und Strömungen zusammenkommen, damit die Menschheit im Keim als Ganzes repräsentiert ist.

Wenn Sie die Briefe an die Mitglieder durchgehen mit der Frage, welches sind die wichtigsten Impulse für den sozialen Schulungsweg des Biographiearbeiters, so können von den dort genannten einundzwanzig Impulsen für die Schulung im Sozialen neun als insbesondere für die Biographiearbeit als wesentliche hervorgehoben werden. Ich möchte einige davon nennen. Im ersten Brief wird gesagt, dass ein Mitglied, das sich aktiv für die Gesellschaft einsetzen möchte, die Pflicht hat, die Angelegenheiten der Gesellschaft zu seinen eigenen zu machen. Das heisst, das Mitglied ist aufgerufen, sich mit dieser Gesellschaft zu identifizieren. Auch der Anthroposophischen Gesellschaft und mancher ihrer Zusammenhänge gegenüber mag zunächst spontan das Empfinden auftauchen: Die Gesellschaft achte ich schon, aber diese Menschen? Und da sollen wir nun lernen, uns als ein Teil dieser ganzen Gesellschaft zu betrachten und die Angelegenheiten dieser Gesellschaft zu unseren eigenen zu machen. Es geht nicht darum, Teile oder gewisse Strömungen dieser Gesellschaft anzuerkennen, sondern diese als ganzes. Das zu vollziehen, ist eine fortdauernde Übungsaufgabe. Würden alle Biographiearbeiter diese neuen Punkte, von denen ich jetzt hier den ersten erwähnt habe, zu ihrem tätig und täglich geübten Schulungsweg machen, um gute Berater zu werden, so würde dadurch auch die Anthroposophische Gesellschaft sehr gewinnen. Dadurch könnte der Aufwachprozess gefördert werden, den Rudolf Steiner von den Mitgliedern erwartet hat, dieses Erwachen aneinander für die Aufgaben der Menschlichkeit, das zugleich ein Begegnen mit der Wesenheit des Michael ist. Die Selbstlosigkeit, die wir aufbringen müssen, um das Karma der Anthroposophischen Gesellschaft anzunehmen und sich mit ihm zu identifizieren, sie ist es auch, die wir zum Begleiten des Klienten in der Biographiearbeit brauchen, wodurch ein Klima im Zusammenhang mit der Beratung geschaffen wird, das dem Klienten das Annehmen seines Karmas erleichtert.

Der zweite Punkt ist, die Gegner der anthroposophischen Arbeit zu kennen. Diese Gegner sind nicht nur Menschen, die die Anthroposophie angreifen von kirchlicher, politischer und wissenschaftlicher Seite her. Hier handelt es sich um die inneren Gegner, die Rudolf Steiner schon in den Statuten unserer Gesellschaft auf der Weihnachtstagung benennt in Form von Dogmatismus, Sektiererei und Politik. Wir sehen sogleich, dass es sich bei diesen drei Gegnern um Mächte handelt, die unser Denken, Fühlen und Wollen korrumpieren. Dogmatismus ist nichts anderes als das korrumpierte Denken, die korrumpierte Erkenntnisfähigkeit. Sektiererei hingegen ist eine Korrumpierung des Fühlens. Denn sie verführt uns, nur für bestimmte Menschen oder Gruppen liebevolle Gefühle zu entwickeln und alles Fremde und Andere als nichtzugehörig zu erleben und entsprechend zu kritisieren und zu verurteilen. In politischen Verhaltensweisen haben wir jedoch eine Korrumpierung des Willens vor uns. Wer es jedem recht machen will, ist in Gefahr, einer luziferischen Korrumpierung seines Willens zu unterliegen, wohingegen die ahrimanische Seite mehr oder weniger die versteckte Manipulation und den Wunsch nach Machtausübung darstellt. Es stets allen recht machen zu wollen und offene oder versteckte Macht einzusetzen, schliesst jedoch aus, Dinge aus Freiheit und Liebe heraus zu tun.

In den Briefen an die Mitglieder werden jedoch auch die therapeutischen Massnahmen beschrieben, durch die wir diese drei Gegner entlarven können. Gegen Dogmatismus können wir wirken, indem wir Interesse für den anderen entwickeln und ihn verstehen lernen. Dahinter verbirgt sich der schon genannte Gedankenweg zu Christus. Gegenmittel gegen das Sektierertum ist schlichtweg die Anerkennung der anerkennenswerten Eigenschaften bei anderen Menschen. So wie durch unsere Kritikfähigkeit die negativen Seiten hervorgehoben werden und es schwer ist, daneben auch die positiven Seiten zu entdecken, so kann dies durch die bewusst gepflegte Kraft der Anerkennung ausgeglichen werden.

Und auf dem Willensfelde haben wir als grossartiges Heilmittel das von Rudolf Steiner so oft und ausdrücklich geschilderte Vertrauen. Wenn wir immer vermuten, dass der andere uns nicht aufrichtig begegnet oder doch irgendwie politische Taktiken bei uns anwendet, so werden wir die politischen Machenschaften niemals überwinden, sondern diese durch ängstliche Gegenreaktionen und Regulationen eher verstärken. Wie können nur selbst damit beginnen, uns nicht in diesem negativen Sinne politisch zu verhalten und Vertrauen immer wieder neu zu riskieren.

Der dritte Punkt ist im sozialen Umgang sehr schwer zu erfüllen. Er setzt in gewissem Masse die erste und zweite Bedingung bereits voraus. Denn hier geht es darum, miteinander ehrlich zu sein, wenn wir zusammensitzen und uns über die Arbeit verständigen. Rudolf Steiner macht hier darauf aufmerksam, dass es nicht geht, dass wir erst nach der Sitzung im privaten Gespräch sagen, was wir wirklich über die Arbeit des anderen denken, sondern dass dieses während der Sitzung in aller Öffentlichkeit und Ehrlichkeit ausgesprochen werden muss. Wie schwer dieses ist, kennen wir auch gut aus der Biographiearbeit. Wie viele Probleme wären zu lösen, wenn die Beteiligten den Mut hätten, ehrlich ihre Schwierigkeiten beim Namen zu nennen und offen immer wieder aufeinanderzuzugehen. Wenn dieser Wille zur Wahrheit da ist, liegt Schwellenluft zwischen den Menschen, und man fühlt sich tief menschlich angerührt. Diese Fähigkeit kann der Biographiearbeiter ganz besonders schulen, wenn er sich an Gremienarbeit innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft beteiligt. Denn hier hat er es nicht nur mit seinen ihm unmittelbar karmisch verbundenen Freunden oder Arbeitsgenossen zu tun, sondern auch mit Menschen, die ihm fernestehen und wo ein rasches Ablehnen oder gleichgültiges Vorbeisehen naheliegend wäre. Dieser vierte Hinweis soll nicht nur den guten Willen zur Zusammenarbeit aufrufen, sondern auch den Weg schildern, wie Zusammenarbeit fruchtbar werden kann. Rudolf Steiner formuliert in weiteren Erläuterungen: "Das richtige in der Zusammenarbeit mit dem anderen finden lernen."

Der fünfte Übungsschwerpunkt bezieht sich wiederum auf das Interesse am anderen. Dadurch bildet sich die Atmosphäre im Zweig, die dazu führt, dass sich die Menschen verstanden und angenommen fühlen. In solchem Klima können sie ihr bestes geben und beitragen.

Der sechste Arbeitsschwerpunkt, der in den Briefen an die Mitglieder dargestellt wird, ist, die richtigen Fragen an das Leben zu richten und die richtigen Fragen aus dem Leben, aus den Lebenssituationen selber heraus zu sich sprechen zu lassen. Gelingt es uns, auf wirklich relevante Fragen zu stossen und daran zu arbeiten, die adäquaten Antworten zu finden, so gelingt es auch, diese Antwort in rechter Weise zu formulieren. Rudolf Steiner weist hier deutlich darauf hin, dass es nicht nur auf das Was der Antwort ankommt, sondern insbesondere auf das Wie. Von dem Wie wird es abhängen, ob die Antwort sich heilsam neben die Frage hinstellt und sozial tatsächlich förderlich ist. Diese Arbeit am Wie des Sprechens und des Wort Pflegens ist geradezu entscheidend - auch für die Biographiearbeit. Es ist dies eigentlich ohne eine intensive persönliche Arbeit im Umgang mit der Sprache - in Form der Sprachgestaltung - gar nicht möglich.

Mit dem siebten Hinweis wird eine Gefahr bewusst gemacht, die in unserer Gesellschaft latent immer vorhanden ist. Denn viele Menschen werden Mitglieder oder kommen zur Anthroposophie aus einer gewissen Lebensunzufriedenheit heraus. Zweifel am Weltgeschehen, Sorge und Unverständnis angesichts mancher Ereignisse führen dazu, dass diese Menschen sich mehr und mehr zurückziehen und nach Selbsterkenntnis fragen, weil sie die Welt nicht mehr verstehen. Diese Art forcierter Selbsterkenntnis aus einem Unbehagen an der Welt heraus, kann sich als zunehmender Egoismus in Form von einseitiger Beschäftigung mit sich selbst bemerkbar machen. Das Interesse an der Welt und am Verstehen-Wollen anderer Menschen nimmt entsprechend ab. Dieses Problem stellt sich auch immer wieder bei uns, insbesondere in den Zweigen ein. Daher sollen sich diejenigen, die sich aktiv als tätig sein wollende Mitglieder fühlen, mit dieser Tatsache vertraut machen. Denn Selbsterkenntnis ist immer in Gefahr, in Selbstliebe auszuarten. Selbstliebe ist jedoch der Anfang aller sozialen Krankheiten. Als Biographieberater beziehungsweise als tätige Mitglieder unserer Gesellschaft müssen wir jedoch die Selbstliebe erkennen lernen, um sie heilen zu können. Daher ist es so wesentlich, dass wir uns innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft Aufgaben stellen, die uns zur Welterkenntnis hinführen. Je mehr wir die Sorgen und Nöte der gegenwärtigen Menschheit zu unseren eigenen machen und an den Fragen arbeiten, die durch die heutige Kultur- und Zivilisationsverhältnisse aufgeworfen werden, umso mehr wird es uns gelingen, die krankhafte Selbstliebe zu überwinden.

Der achte Arbeitsschwerpunkt, den ich als besonderen Schulungsaspekt für den Biographiearbeiter wichtig finde, ist der, ein wahrer Vertreter der Anthroposophie zu sein, so dass andere Menschen der Anthroposophie durch ihn begegnen können. Es ist dies eine sehr merkurielle Aufgabenstellung, sich so zu fühlen, dass der Klient bei der Beratung stets das Gefühl hat, dass was durch den Berater spricht, nicht nur er ist als Person, sondern etwas, was über ihn hinausragt. Der Klient sollte stets das Gefühl haben, dass etwas Höheres hinter dem Biographiearbeiter steht, etwas Objektives, dem sich der Berater selbst verpflichtet fühlt. Nicht er gibt die guten Ratschläge, sondern etwas, das durch ihn hindurchwirkt, etwas, was durch ihn repräsentiert wird. Das Wesen Anthroposophie selbst ist es, welches helfend und heilend durch uns als Mitglieder dieser Gesellschaft wirksam werden möchte.

Diese acht genannten Arbeitsschwerpunkte oder Arbeitsbedingungen, die insbesondere für den Biographiearbeiter Richtschnur für die innere Schulung sein können, werden abgerundet durch einen neunten, in der man in gewisser Weise auch eine Zusammenfassung der zuvor genannten sehen kann. So werden wir aufgefordert, und selber als Vermittler zwischen dem Wissen des Eingeweihten und der fragenden menschlichen Persönlichkeit, die an die Anthroposophie oder an uns herankommt, zu fühlen. Ist dies nicht die schönste Beschreibung dessen, was Biographiearbeit ist? Sich selber als Vermittler zu betätigen und zu erleben zwischen dem Wissen des Eingeweihten und der fragenden menschlichen Persönlichkeit, die an die Anthroposophie oder an uns herankommt, zu fühlen. Ist dies nicht die schönste Beschreibung dessen, was Biographiearbeit ist? Sich selber als Vermittler zu betätigen und zu erleben zwischen dem Wissen des Eingeweihten und der fragenden, in unserer Zeit lebenden Menschenseele.

Ohne den Hintergrund dieser wesentlichen Sozialerfahrung werden wir als Biographiearbeiter nicht zu der enormen Flexibilität und dem umfassenden Erfahrungsspielraum kommen, die wir brauchen, um der Fülle der Erscheinungen in der menschlichen Biographie gewachsen zu sein.

Abschliessende Bemerkung

Mancher von Ihnen wird jetzt vielleicht denken, dass ich doch eigentlich noch nicht über den ätherischen Christus und seine Bedeutung für die Biographiearbeit gesprochen habe. So möchte ich versuchen, dies in einigen abschliessenden Bemerkungen noch etwas hervorzuheben. In seinem philosophischen Hauptwerk "Die Philosophie der Freiheit", die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, appelliert Rudolf Steiner an die Aktivität unseres Ich im Bereich des Denkens, indem er uns lehrt, den Stolz des Wissens, der luziferischen Ursprungs ist, dabei zu überwinden. Ein christliches Denken soll errungen werden, das zwischen Stolz und Willkür hindurch sich zur Wahrheit erhebt und die Liebe zur Wahrheit sich als Führer wählt. Dieser Weg des Ich im Denken, wie er in "Die Philosophie der Freiheit" dargestellt wird, verhilft dazu, die Gedankenwelt von luziferischen und ahrimanischen Einflüssen zu reinigen, so dass sich die Kraft der Mitte, die Christuswesenheit hier offenbaren kann. Rudolf Steiner war für den ätherischen Christus in ähnlicher Weise Wegbereiter wie Johannes der Täufer dies für den Christus war, als er im Erdenleib erschien. Rudolf Steiner möchte dem Ich den Weg im Denken bereiten, damit Christus hier gefunden werden kann. Zugleich ist dies aber auch der wesentliche Schritt zur Vorbereitung des Erscheinens der Anthroposophie. Denn was ist Anthroposophie anderes als das spezifisch Menschliche, die reinste Menschenwesenheit selbst, die es im Erkennen, künstlerischen Gestalten und sozialen Leben zur Offenbarung zu bringen gilt. Aus der Erkenntnis heraus wird das Wesen Anthroposophie geboren. Es gestaltet sich aus dem Bereich der Sichtbarkeit durch die Kunst in all ihren Erscheinungsformen und gibt schliesslich dem sozialen Leben die Weihe, wenn sie durch Menschen-Wollen Wirklichkeit gestaltend in das Erdenleben eingreift. Die Anthroposophie selber ist es, die die christlichen Impulse im Leben offenbaren und repräsentieren kann, wenn wir uns ihr dienstbar machen, indem wir sie in uns aufnehmen und sie wirklich werden lassen.

Das Erscheinen des Christus im Ätherischen wird von Rudolf Steiner immer wieder auch so geschildert, dass, wenn wir in schwierigen Lebenssituationen sind oder verzweifelt in unserer Kammer sitzen und nicht aus und ein wissen, uns plötzlich Trost zugesprochen wird, sei es, dass uns der erlösende oder rettende Gedanke einfällt, sei es, dass wir eine innere Stimme hören oder auch als von aussen kommend erleben, die unsere verzagte Seele in eine andere Richtung lenkt und zur Tätigkeit aufruft.

Wie wir wissen, hat Rudolf Steiner für den Beginn des Wandelns des Christus im Ätherischen die dreissiger Jahre genannt, die Zeit, in der das antimenschliche sich in Form des Nationalsozialismus in Mitteleuropa gezeigt hat. Wir sehen, wie die Widersachermächte alles einsetzen, um die Menschheit daran zu hindern, dem Christus zu begegnen und nach ihm wirklich zu fragen.

Nun haben wir noch fünf Jahre vor uns bis zum Jahr 1998, wo die dritte grosse Attacke des Soratwesens, des Tieres mit den zwei Hörnern, kommen wird. Diese bestialische Kraft, die sich in der gegenwärtig zunehmenden Unmenschlichkeit und Grausamkeit schon ankündigt, wird eine für uns unabsehbare Steigerung erfahren. Mir scheint, dass der Impuls der Biographiearbeit, der seit der Mitte dieses Jahrhunderts sich auszubreiten beginnt, ein Teil der Kraft werden kann, die die starke Kraft des Tieres mit den zwei Hörnern abschwächen und unschädlich machen kann. Biographiearbeit kann ein Weg sein, bewusst auf das Jahrhundertende zuzugehen, ohne sich irritieren zu lassen, als starker Mitarbeiter an den Menschheitsfragen in einer alles anderen als einfacher Zeit.

Ich habe mich gefreut, dass einige von Ihnen so deutlich zum Ausdruck gebracht haben, dass wir die Ideen, die für die Biographiearbeit gelten, in viel grösserem Umfang als bisher in der Bevölkerung verbreiten müssen. Dies müssen wir wirklich mit den uns möglichen Mitteln tun. Denn es gibt heute schon viele Menschen, die aufgrund der Ereignisse, wie sie in den schrecklichen Kriegen und Gewalttaten uns täglich vor Augen geführt werden, am Sinn des Menschseins zu zweifeln beginnen, ja in Krisen kommen, wo ihnen das Menschsein als solches verleidet wird und Hass und Antipathie gegen dieses Menschsein entstehen. Und das ist genau das Ergebnis, das sich die Widersachermächte wünschen: dass wir an der Aufgabe irre werden, den Weg der Menschwerdung weiterzugehen und immer ernstzunehmen. Die Angst vor Gewalttätigkeit und vor all den damit verbundenen Gefahren ist so stark, dass viele Menschen heute schon sich betäuben und zur Droge greifen, um nicht mehr daran denken zu müssen. Auch werden viele in den Selbstmord getrieben, weil diese Ängste schrecklicher für sie sind, als die Vorstellung, sich selber umzubringen oder zu sterben. So stark ist heute vielfach die Unsicherheit, die Einsamkeit, de Zweifel und die Enttäuschung über das, was in der Welt geschieht und was nicht mehr verarbeitet werden kann. Durch Zweifel, Hass und Angst wird jedoch das Erscheinen des Christus im Ätherischen zugedeckt und damit der Trost verhindert, durch den wir lernen, auf die Erscheinungen des Bösen in Seelenruhe zu blicken, wissend, dass es zugelassen worden ist von den guten Göttern, damit wir zur vollen Würde des Menschseins hindurchdringen und den Freiheits- mit dem Liebeimpuls zu verbinden lernen.

So wie uns der Christus in den Evangelien geschildert wird als der Heiland, der ungezählten Menschen Trost und Hilfe spendet und auf der anderen Seite am Ende seines Lebens als derjenige, der alles selber durchzumachen hat, wovor die heutige Menschheit solche Angst hat: Gefangennahmen, Folter, Marter und grausamer Tod - so zeigt er uns in diesem Bilde, was es bedeutet, das Menschheitskarma im umfassendsten Sinne anzunehmen und zu bejahen. Das Verstehen von Schmerz und Leid, ja die Erkenntnis des Bösen ist in gewisser Weise die Voraussetzung dafür, einen starken therapeutischen Impuls zu entwickeln und in der Überwindung der bösen Neigungen die Heilkräfte zu erzeugen, die wir für uns selber und unseren sozialen Umkreis brauchen.

Es ist bedeutsam, dass die Tatsache des Erscheinens des Christus in der ätherischen Welt in unserem Jahrhundert Hand in Hand geht mit dem Auftreten der Biographiearbeit. Diese bedeutsame Tatsache sollten wir dankbar und in Ruhe in unserem Inneren wirken lassen. Es ist gleichsam das Geheimnis, das Mysterium der Biographiearbeit. Die Anthroposophische Gesellschaft wurde durch die Grundsteinmeditation dem Christus selber angelobt und hat die Aufgabe bekommen, das Ereignis der Erscheinung des Christus in der ätherischen Welt vorzubereiten und nun, wo es eingetreten ist, die Menschen dafür wachzumachen. Gäbe es unsere Anthroposophische Gesellschaft nicht, so müsste sie begründet werden, als Heilkraft gegenüber dem im Sozialen so grausam wütende Tier, das immer mehr sein Haupt erheben wird zum Ende dieses Jahrhunderts hin. Hier an einer Gemeinschaft mitzuarbeiten, in der sich Michael als der führende Geist unserer Zeit offenbaren kann, der uns den Weg zum ätherischen Christus im Ätherischen durch die Anthroposophie weist - das ist eine begeisternde Aufgabe.

Ich möchte mit einem Satz von Rudolf Steiner aus seinem Vortrag vom 26.März 1922 (GA 211) schliessen. In diesem Satz führt Rudolf Steiner aus, was es für die geistige Welt bedeutet hat, durch das Mysterium von Golgatha teilhaftig zu werden der Erkenntnis über den Tod und das Wesen einer menschlichen Biographie, so wie ich es zu Beginn meiner Ausführungen schon angedeutet habe:

"Es wird natürlich immer mehr und mehr notwendig, dass alle Geheimnisse, die der Mensch in sich selber, durch sich selber erleben kann, hineingetragen werden in den Himmel, dass der Mensch also immer mehr und mehr durchchristet werde. Aber vor allen Dingen ist es wichtig, dass das, was der Mensch nur als Mensch mit Menschen hier auf der Erde erlebt, mittels des Christentum durch den Tod getragen wird. (...)

Durch das Christentum soll der Mensch gerade dazu kommen, Ergebnisse der Erdenentwicklung, die durch ihn entstehen, auch in die übersinnlichen Welten hineinzutragen. Das, was der Mensch auf der Erde selber ausbildet, das wird er durch den Gedanken an den auferstandenen Christus, an ein lebendes Wesen, das durch den Tod gegangen ist und doch lebt, fähig, in die geistigen Welten hineinzutragen.

Daher haben auch diejenigen Menschen, die nicht möchten, dass ihre sozialen Taten durch den Tod getragen werden, heute einen solchen Horror davor, den auferstandenen Christus anzuerkennen."



[1] Rudolf Steiner, Der innere Aspekt des sozialen Rätsels, Dornach, (GA 193, Vortrag vom 11.2.1919)

[2] Rudolf Steiner/Ita Wegmann, Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, Kapitel 1, 7.Aufl., 1991 (GA 27)

Yo no soy yo.

Soy este,

que va a mi lado yo sin verlo;

y que, a veces, olvido.

El que calla, sereno, cuando hablo,

el que perdona, dulce, cuando odio,

el que pasea por donde no estoy,

el que quedara en pie cuando yo muera.

Juan Ramon Jimenez



La Biografía Humana
(Desde el punto de vista Antroposófico)


MEDITACIÓN DE LA BIOGRAFÍA
"Los años fluyen con el correr del tiempo dejando, al hombre, los recuerdos.
Y, en los recuerdos, se entretejen para el alma
el ser y el sentido de la vida.
Vivencia el sentido, confía en el ser,
y el ser cósmico se unirá
con el núcleo de tu existencia".

Rudolf Steiner


Hoy, trataremos el tema de los septenios; es decir, la biografía humana, desde un punto de vista espiritual; es decir, no daremos un simple detalle de períodos septenarios.

En una biografía, este desarrollo de los septenios guarda estrecha relación con la transformación de los cuerpos constitutivos del hombre. De esta manera, estas transformaciones darán origen a las sucesivas etapas biográficas o septenios.

Recordemos que la Antroposofía es una cosmovisión del hombre, la cual nos permite conocer cada uno de los cuerpos que lo conforman. Estos cuerpos son:
Cuerpo físico, es lo que visible y conocido.
Cuerpo etérico o vital, impregna el cuerpo físico y le da vida.
Cuerpo astral o cuerpo de sensaciones, que permite que el hombre sienta.
Yo o individualidad, aquello que nos hace inéditos y distintos a todos.

Sobre estos cuatro cuerpos se desarrollan los septenios o la biografía humana.

Clasificación de los septenios
Básicamente, podemos hacer una triestructuración:
Septenios del cuerpo Del nacimiento hasta los 21 años

Del nacimiento hasta los 21 años
Septenios del alma
Desde los 21 años hasta los 42 años
Septenios del espíritu
Desde los 42 años hasta los 63 años
Las posibles clasificaciones de las distintas edades de la vida son muchas: en decenios, en septenios; la diferencia radica que, eute;n en el resto de nuestras vidas. Las experiencias por las que atraviesa un ser humano en las primeras etapas de su vida se reflejarán en los últimos años de la misma. Lo importante de este planteo es descubrir los procesos de enfermedad o las situaciones problemáticas que surgen, determinar cuáles son sus raíces y tratar de analizar estas cuestiones desde otros puntos de vista, más allá de un enfoque estrictamente psicológico

Después de nueve meses de embarazo, el niño no está totalmente formado; son necesarios, aproximadamente, treinta y tres meses para hablar de una evolución mínima completa. En ese tiempo culmina la formación del sistema nervioso. Todo lo que es normal para un niño antes de los dos años resulta patológico en el adulto: sus reflejos, la circulación sanguínea; todo esto necesita una transformación.

En los primeros siete años, el niño conforma y consolida su cuerpo físico; a partir de ahora, su cuerpo físico está completo. Éste es, además, el septenio durante el cual aparecen las enfermedades infantiles. El niño, al nacer, trae el cuerpo vital de la madre, al cual quemará con las altas temperaturas de las enfermedades infantiles. La fiebre que se manifiesta, en estos primeros años de vida, no tiene nada que ver con la fiebre que se desarrolla en los otros períodos de la vida.

Las enfermedades infantiles tienen el propósito de que el niño desarrolle su propio cuerpo vital, a partir de los siete años, abandonando el cuerpo vital donado por su madre. Esto es el principio de su proceso de individualización. Por lo tanto, es importante no interrumpir estas enfermedades cuando aparecen.

Entonces, a los siete años se produce una transformación muy importante: el niño ha completado la formación de sus órganos; la formación de su cuerpo. A partir de ahora, las fuerzas que estaban dedicadas al crecimiento se liberan, transformándose en fuerzas del pensamiento; es decir, las fuerzas vitales que ayudaron al crecimiento formarán la conciencia del niño y, desde este momento, podrá pensar. Por esta razón, es muy importante no interrumpir la evolución física del niño aplicando estas fuerzas del crecimiento al pensar.

Septenios del Cuerpo
Segundo septenio
desde los 7 a los 14 años

Desde los siete a los catorce años, se desarrolla el septenio del cuerpo vital. Este nuevo nacimiento, invisible para nosotros, está señalado por dos hechos fundamentales:
se completa el proceso de cambio de dientes.
el sistema nervioso ya está conformado.

A partir de los siete años, el niño está más despierto al mundo, ya ha desarrollado su capacidad de aprendizaje y, así, podrá iniciar su vida escolar. Esto es posible porque las fuerzas formadoras del cuerpo vital o cuerpo etérico se liberan de la tarea de configurar órganos y sistemas, correspondientes al cuerpo físico, y se transforman en fuerzas de pensamiento

El cuerpo vital es la base del temperamento, razón por la cual el segundo septenio se caracteriza, también, por la manifestación de los temperamentos. Son cuatro los temperamentos, a saber:
temperamento melancólico, con preponderancia del cuerpo físico, se expresa en el predominio de los órganos de los sentidos, tendiendo a los sabores ácidos.

temperamento flemático, con preponderancia del cuerpo etérico, se expresa en el predominio del sistema glandular, tendiendo a los sabores salados. temperamento sanguíneo, con preponderancia del cuerpo astral, se expresa en el predominio del sistema nervioso, tendiendo a los sabores dulces.

temperamento sanguíneo, con preponderancia del cuerpo astral, se expresa en el predominio del sistema nervioso, tendiendo a los sabores dulces.

temperamento colérico, con preponderancia del Yo, se expresa en el predominio del sistema sanguíneo, tendiendo a los sabores amargos.


El temperamento es una cuestión de destino; es decir, el hombre, a lo largo de su biografía, deberá trabajar su temperamento. Cada ser humano tiene, en su interior, los cuatro temperamentos, predominando, en él, uno de ellos. En el suceder de la vida y con el trabajo del Yo, debiera lograrse la armonía de los cuatro temperamentos

Durante el desarrollo de este septenio, el niño tiene la posibilidad de adquirir hábitos, no sólo los hábitos de comer, dormir, sino también hábitos de conducta, como: no criticar, respetar a los otros, saber perdonar. Por lo tanto, la labor de los educadores, no sólo la de los maestros sino también la de los padres, adquiere fundamental importancia.

Septenios del Cuerpo
Tercer septenio
desde los 14 a los 21 años


A los catorce años ha terminado la escolaridad primaria y se prepara para ingresar en uno de los septenios más dramáticos que tendrá que vivir: el tercer septenio, que transcurre entre los catorce y los veintiún años.

A partir de los catorce años, aparecen las formas corporales características y determinantes de ambos sexos: la menstruación, en las niñas; la aparición del vello; el cambio de voz, en los varones. Algunos hablan de bisexualidad otros de asexualidad; se diría que los sexos se confunden, estableciéndose amistades muy profundas e íntimas entres seres del mismo sexo. Es una etapa durante la cual no hay una clara discriminación sexual.
En el embrión, hasta los dos meses de gestación, están los esbozos genitales del hombre y de la mujer; luego, uno de los sexos se atrofia, desarrollándose el restante. Por lo tanto, venimos de un mundo espiritual en el cual no hay diferenciación sexual. Lo sexual aparece después, en el plano físico. Las fuerzas espirituales son las que promueven el funcionamiento glandular con la secreción hormonal, determinando que ese ser, que ha encarnado, sea hombre o mujer. Por consiguiente, un ser humano, por el hecho de ser mujer, segregará hormonas femeninas y su condición femenina guarda una estrecha relación con las experiencias a desarrollar en su vida terrenal. El código genético es el resultado del plan que se trae del mundo espiritual, tiene relación con el Yo, con la individualidad, y no con el cuerpo físico. Es el resultado del destino del ser.

Durante este septenio tan difícil, se desarrolla el cuerpo astral o cuerpo de sensaciones; es decir, el ser humano comienza a tener nuevos sentimiento y sensaciones. Básicamente, comienza el aprendizaje para quererse o para distinguirse a sí mismo. El joven se encuentra inmerso en un mar de sensaciones y, así, frente al mundo, actuará según su gusto o disgusto; es decir, aparecen las polaridades. El joven de esta edad vive el deseo.

A partir de los veintiún años, esta situación se modifica porque nos acercamos al nacimiento del Yo.


Septenios del Alma
Desde los 21 hasta los 42 años


A partir de los veintiún años, nos acercamos al nacimiento del Yo. Todo este proceso conduce a separar al joven de la madre.

A través de las distintas etapas de la vida del niño, la madre lo siente de diferente manera. La madre percibe al niño y ese estar percibiéndolo es una conexión vital. A los siete años, cuando nace el cuerpo vital del niño, la madre va desconectándose un poco del niño, proceso necesario para su desarrollo y crecimiento. A los catorce años, surge el cuerpo anímico del niño y, a partir de este momento, la madre percibe a su hijo de una manera diferente; hasta puede dudar de si ese ser es verdaderamente su hijo. Esta sensación se acrecienta al llegar a los veintiún años, cuando la madre puede sentir que desconoce totalmente al joven que tiene a su lado. Cuando la madre dice conocer mucho a su hijo; en realidad, sólo conoce al embrión de ese ser, conoce los pasos previos necesarios para que ese ser llegue a ser la individualidad que ahora es con sus veintiún años. A partir de este momento, podremos observar quién es en verdad la persona que comienza a manifestarse, un personaje que la madre aún no conoce. Los padres, como constituyentes del medio que rodea al niño, influyen pero no pueden conocer los impulsos que recién aparecen a los veintiún años. Esto es lo nuevo para cada uno de ellos.

Alrededor de los veintiún años, muchos jóvenes sufren crisis violentas relativas a su propia identidad. Muchos jóvenes sienten que deben liberarse de las imágenes fuertes de su padre o su madre, para lo cual abandonan la casa paterna.

En este septenio, la mayoría de las personas inicia su carrera profesional, iniciando una etapa de experimentación, una etapa en la cual se adquieren experiencias de vida. Es una etapa de gran creatividad, de una gran satisfacción por vivir y probar todo aquello que fue aprendido, especialmente, en la fase anterior. El joven está "abierto" hacia su entorno, sus capacidades todavía son ilimitadas y, por lo tanto, todo es posible para él.

El desafío que debe enfrentar el joven, en esta etapa de su vida, es tratar de alcanzar el equilibrio interno, su seguridad interna, independientemente del medio que lo rodea.

Estos son los tres septenios centrales de la Biografía Humana, aquellos que corresponden a la conformación del alma. Pueden ser descriptos como los septenios de la vida anímica ya que, desde los veintiún años, el Yo se hace presente plenamente en la vida de nuestras sensaciones. El alma es nuestro mundo interno al cual sólo nosotros tenemos acceso.

Existen tres niveles en la conformación del alma que llamaremos
Alma sensible, se desarrolla entre los veintiún y los veintiocho años;
Alma racional, se desarrolla entre los veintiocho y los treinta y cinco años;
Alma consciente, se desarrolla entre los treinta y cinco y los cuarenta y dos años.
Durante el septenio del alma sensible el ser humano comenzará a controlar su vida anímica; es el momento del autodominio. Aquellos juicios impregnados de simpatía o antipatía son tomados con mayor seguridad. El Yo aún no se constituyó en el centro del alma, pero el individuo quiere saber cómo son realmente las cosas, quiere aprender a conocer la vida y el mundo. Busca con empeño una posición en la vida, afirmarse en su trabajo o en su profesión, compartir sus días con alguien y, también, formar una familia. El joven percibe en sí una gran creatividad y satisfacción de vivir.

El septenio del alma racional es el centro de la biografía y durante el cual el pensar actúa de manera más intensa. Lentamente, el Yo se emancipa del alma, ha disminuido la violencia de los deseos y de los impulsos. Por lo general, el individuo se torna escéptico y le es muy difícil acceder a un pensar que no sea científico – racional. Modifica su relación con los otros, ya que terminada la juventud la vida se torna más seria.

Durante el septenio del alma consciente se desarrolla la autoconfianza, lo cual demanda un trabajo de la voluntad. Con este septenio culmina el proceso de maduración del alma humana. A partir de este momento, el individuo siente la exigencia de ser él mismo; no es ya el simple hecho de hacer y lograr lo correcto sino de hacer y lograr aquello que tenga valor.

En el plano físico suele producirse una disminución de la vitalidad y de la capacidad de trabajo; inconvenientes que pueden superarse con el aumento de la autoexigencia, lo cual tendrá un costo en el futuro. Es una etapa en la cual aparece frecuentemente la sensación de vacío; vacío que predispone al encuentro consigo mismo. Es un período de aceptación de sí mismo y de los otros, constituyendo un verdadero ejercicio para lograr la autoconfianza.


Septenios del Espíritu
Séptimo septenio
desde los 42 años a los 49 años


Este septenio, regido por Marte, es el septenio de la acción. Hemos llegao a los 42 años; comienza el desarrollo del espíritu. El hombre y la mujer se convierten en principiantes o aprendices, comenzando a recorrer el largo camino del despertar espiritual.

Esta etapa de la vida se caracteriza por la transformación consciente del Cuerpo Astral y no meramente por el hecho de "haber durado" una cantidad de años a partir del nacimiento físico.

Hay una gran diferencia entre el esfuerzo consciente individual que cada ser humano realiza, en un lapso aproximado de siete años, en beneficio de la transformación de uno de sus miembros esenciales, y la suposición de que cada siete años ocurren o "deben ocurrir" determinados fenómenos en la vida de un individuo.

Si el hombre o la mujer, que se aproximan a esta etapa clave para el desarrollo de sus potencialidades espirituales, no hacen esta transformación sufrirán una gran falencia.

Nos encontramos con que el individuo debe reconocer el comienzo de la declinación físico–biológica, lo cual se puede presentar de distintas maneras:
Mayor desgaste físico.
Aumento del cansancio frente a los mismos esfuerzos.
Aumento de peso, ya que no es posible controlarlo como ocurría con anterioridad.
Posibilidad de una incipiente caída del cabello.
Notoria disminución de la visión. Perdida de la memoria.
Decaimiento de las fuerzas vitales.
Desequilibrios hormonales.
Tendencia a la sequedad de la piel; por lo tanto, aparecen las arrugas;
Un elemento infaltable en este período es la sensación de vacío que acompaña a todas estas manifestaciones físicas y anímicas. Este vacío, que puede ser vivido como soledad, trata de compensarse con gratificaciones buscadas en el mundo exterior (viajes, cambio de automóvil, de casa y, con frecuencia, cambio de pareja).
No obstante el esfuerzo desmedido para sobreponerse a la disminución de las fuerzas vitales, detrás de este proceso de negación siempre está latente la posibilidad de la depresión / cáncer o de la hiperexcitabilidad / infarto, supeditada al destino individual de la persona. Y así, una concepción puramente materialista de la vida tornará al hombre o a la mujer en esclavos de la casualidad, el azar, la buena o la mala suerte. Sin embargo, c septenio (7 a 14 años), cuando se consolidaba el incipiente cuerpo etéreo individual. Así como a los 7 años se producía el nacimiento del cuerpo etéreo del hombre, ahora es necesario prepararse para transformar ese cuerpo etéreo. Sobre la base de aquella estructura, hemos administrado vitalidad al cuerpo físico y hemos adquirido poco a poco los hábitos y las costumbres. Aquí debemos recordar que es mucho más difícil cambiar un hábito o una costumbre -ámbito del cuerpo etéreo- que modificar una cualidad anímica -ámbito del cuerpo astral-. Es más sencillo revertir una tendencia egoísta -cuerpo astral- que el hábito de la crítica -cuerpo etéreo-.

En este octavo septenio se produce la culminación de la reflexión y del pensar, que ya no están exigidos por la acción como en el período de 42 a 49 años.

Además este es el septenio del desarrollo moral; una verdadera transformación del cuerpo etéreo trae aparejada una profundización de lo moral. La moral no se fundamenta en sermones, ya que si esto fuera posible no habría inmoralidad sobre la Tierra. Dice Rudolf Steiner: "Saber lo que hay que hacer, lo que es moralmente correcto, es lo que menos importancia tiene en la cuestión moral; lo importante es que existan dentro de nosotros impulsos que, en virtud de su poder interior, de su fuerza interna, se conviertan en actos morales, es decir se proyecten al mundo exterior como realidad moral."

En estos tres últimos septenios, se hace cada vez más evidente la dualidad del ser humano. Puede manifestarse un hombre con predominio de apetencias y necesidades solamente materiales: es el hombre que "duerme" o que, simplemente, "existe" y para quien la vida es una caja de sorpresas, de casualidades ilimitadas, un continuo esquivar de obstáculos o un aprovechar la ausencia de ellos, sin que despierte en él la conciencia del aprendizaje que la vida ofrece. Pero también puede emerger el otro hombre: aquel en el que germinaron las semillas sembradas durante el septenio anterior cuando era un principiante en el camino espiritual y ese proceso lo conduce ahora al despertar de su maestro interior.

En esta pugna es fundamental el trabajo de autoconocimiento desarrollado por cada uno. Ahora ya no importa lo que el hombre quiera realizar sino lo que los otros necesitan de él. La creatividad se expande con una cosmovisión de la Totalidad. Una nueva filosofía de vida se puede instalar y, también, puede aparecer una nueva concepción del mundo.

En este septenio hay dos temas centrales: el despertar del maestro interior y la enseñanza; ambos indisolublemente ligados por su esencia. Ese maestro que ha despertado es el arquetipo de lo humano. Maestro es el que puede cambiar a los otros. Su despertar en nosotros hace verdad la promesa tácita de reunificación, de reencuentro con nosotros mismos. Este maestro ya no es el guía sino que es el consejero que da instrucciones para lograr la disciplina interior, a la vez que procura un decidido desarrollo del pensar. Y la consecuencia directa de este despertar permite la posibilidad del enseñar como ideal y de aconsejar con amor.


Septenios del Espíritu
Noveno septenio
desde los 56 a los 63 años


Estamos ahora en el umbral de una nueva crisis muy especial dado el grado de conciencia que puede alcanzar el hombre a esta edad. La crisis puede manifestarse en el ámbito de lo humano y de lo espiritual. En el primer caso, la crisis se puede producir como corolario de una vida poblada de desaciertos o equivocaciones que no han podido ser reparadas. El ámbito de esta manifestación es el referido a los vínculos; es decir, la sociedad toda en la que se desarrolla cada biografía. Sobrellevar estas situaciones conflictivas suele demandar grandes esfuerzos y, si no se resuelven, una incipiente depresión puede ser la consecuencia.

La crisis espiritual se produce por una apertura de conciencia, por un despertar del espíritu que llamamos fase mística de la evolución: el individuo siente un llamado imperativo de ciertos impulsos espirituales que no logra concatenar con la vida llevada hasta es presente. Estos impulsos pueden obedecer a ideales tales como la verdad, la fraternidad, la justicia o la libertad.

A medida que el ser humano se acerca a las últimas etapas de cada experiencia de vida, las crisis anímicas debieran ser de menor envergadura mientras crecen en importancia las experiencias vinculadas al mundo trascendente o espiritual. Tarea nada fácil y que supone un sabio desapego del mundo exterior y una marcada inmersión en el mundo interior.

El noveno septenio es el indicado para realizar una síntesis de todo lo vivido; también, es propicio para hacer una síntesis de toda la biografía y aprehender con claridad las tres funciones anímicas: sentir, pensar y actuar.

La comprensión puede llegar a través de un trabajo consciente o inconsciente. La comprensión inconsciente se puede lograr a través de la propia experiencia vivida y suele ser la más habitual. La comprensión consciente, en cambio, exige de la persona una participación activa, una observación atenta del mundo y de sí mismo y una concepción integral del hombre.

En este noveno septenio es importante que el hombre aprenda a tomar clara conciencia de estas actividades esenciales del alma

El pensamiento sirve para captar los conceptos y relacionarlos. Es una actividad subjetiva que tiene por objeto una realidad objetiva. El propio pensar es una actividad espiritual por excelencia por la que el hombre participa de una realidad inmaterial: el mundo de los conceptos. El hombre los capta, no los produce. Cuando se llega a ciertos niveles de interiorización nos damos cuenta de la poca importancia que tiene la necesidad de refutar a nuestro interlocutor con el mezquino deseo de afirmar nuestra personalidad.

Y así como tratamos de penetrar el mundo espiritual de los conceptos a través del pensar, así debemos conocer qué es el sentir en nosotros. En esta etapa tenemos que tener muy clara la diferencia entre lo que pensamos y lo que sentimos; debemos descubrir cuándo un deseo latente impulsa la construcción de un juicio para justificarlo. A esta edad, tanto los deseos como las pasiones, deben ser metamorfoseadas en sentimientos nobles y elevados. Lo mezquino deberá ser desplazado por sentimientos altruistas (alter = otro). En este septenio es muy importante la luz que emana de un ideal, como la verdad o la libertad, para que el ser humano sea guiado y logre desarrollar a pleno las grandes metas humanas que viven impresas en su espíritu.

Si el hombre tiene clara conciencia del pensar y del sentir, le resultará más sencillo cómo debe actuar, cómo debe ser usada su voluntad, en este tramo de la biografía signado especialmente por la realización.

Pero, ¿qué es la voluntad? Es una fuerza que anida en las profundidades inconscientes del alma. Es la fuerza de la acción, es el acto volitivo.

Podemos identificar a la voluntad a medida que se expresa en los miembros esenciales del ser humano. Su primera expresión la denominamos instinto y opera en el ámbito del Cuerpo Físico haciéndose cargo de los impulsos vitales (crecimiento, alimentación y reproducción) y, así, fue caracterizada en el primer septenio. Cuando esta fuerza es penetrada por el Cuerpo Etérico, se convierte en apetito o impulso. La acción repetida del impulso genera el hábito. En el segundo septenio, es cuando su acción se manifiesta con claridad; pero es, en el tercer septenio, cuando se hace consciente al establecer contacto con el Cuerpo Astral transformándose en deseo.

Cuando esta fuerza de lo volitivo entra en el dominio del Yo, se transforma en motivo, ocupando los tres septenios centrales, los septenios del alma. Y, aquí, se establece una clara diferencia con lo animal: tanto el hombre como el animal pueden tener deseos, pero sólo el hombre puede tener motivos. De ahí en más, en los septenios del espíritu, la voluntad adquiere connotaciones elevadas de acuerdo con el nivel que alcance cada uno de los gérmenes superiores del Yo:
Aspiración, en el nivel del Yo Espiritual (séptimo septenio)
Propósito, en el nivel del Espíritu Vital (octavo septenio)
Resolución, en el nivel del Hombre Espíritu (noveno septenio)
Como corolario de la conciencia de las funciones anímicas a desarrollar, en este septenio, repetimos que la comprensión del pensar, del sentir y del actuar, puede ser fruto de un trabajo inconsciente o consciente. Hacer el trabajo plenamente consciente nos impulsará de lleno a penetrar el conocimiento de los mundo superiores.

Este septenio está regido por Saturno; lo dominante es la resolución que se expresa a través de la realización. La realización es la fuerza para que el Yo pueda hacer lo que el espíritu quiere en mí; es la realización del acto, la posibilidad de realizar por sí mismo.

La forma física, que surgía en el primer septenio, es vivida ahora espiritualmente. Las que antes eran fuerzas creadoras, ahora se transforman en fuerzas de la conciencia. Ya hemos dicho que, detrás del aspecto físico visible, conformado por la sustancia, se entretejen las fuerzas espirituales propias de la materia integradas en el Cuerpo Etéreo, en el Cuerpo Astral y en la organización del Yo. Y, así, el cuerpo físico se transforma en un verdadero receptáculo de fuerzas espirituales. Por supuesto que la percepción de esta metamorfosis de fuerzas dependerá del desarrollo espiritual alcanzado por cada persona.

La presenilidad, posible en este septenio, puede acompañarse con problemas de salud, físicos o psíquicos. Si estos se hacen presentes y el individuo no ha hecho un trabajo de apertura espiritual, es muy fácil que toda su atención se centre en sí mismo, tornándose egoísta, perdiéndose para sí y para el mundo. Este tipo de situaciones inhiben las posibilidades de percepción espiritual y el hombre se encamina hacia un verdadero proceso de deterioro y esclerosis psicofísica.

La vivencia de la muerte es muy clara, lo cual lleva a una nueva crisis. Aparece otra depresión: la de la vejez. Una adecuada transformación de la fuerzas físicas en fuerzas de la conciencia es una buena prevención para este tipo de depresiones.

En este noveno septenio, se establece una conexión con el primero; hay una iluminación de la vida infantil y una reconciliación con todas sus manifestaciones. Si el hombre o la mujer del noveno septenio no fueron buenos padres o madres, pueden descubrir ahora, como abuelos o abuelas, las delicias de esta etapa de la vida.


Los septenios y sus transformaciones


Los tres primeros septenios (septenios del cuerpo), desde el nacimiento hasta los veintiún años, se reflejarán en los tres septenios de la madurez. Este será un reflejo consciente; es decir, aquí comienza a actuar la conciencia que la persona pone en marcha para que se produzcan determinados cambios en ella.

Así como a los catorce años comienza la menstruación, a los cuarenta y nueve años comienza la menopausia.

Así como a los catorce años, anímicamente, el joven compite, el varón y la mujer se diferencian y los grupos que forman se destruyen entre sí; a partir de los cuarenta y dos años, las personas tienen, en general, otra manera de relacionarse, tienden a formar comunidades y trabajar con ideales comunes.

Así como a los catorce años, comienza la vida sexual; a los cuarenta y dos años, puede empezar a caducar el interés por la sexualidad, a caducar con un sentido de transformación.

A los catorce años, todo lo relacionado con el cuerpo tiene enorme importancia, mientras que, a partir de los cuarenta y dos años, este interés se transforma en algo que podemos llamar espiritual y comienza a plantearse el tema de la muerte.

A partir de los cuarenta y dos años, aparecen crisis que pueden ser físico – anímicas. Una crisis física consiste en sentir que el cuerpo físico ya no responde como antes y, en este caso, la persona puede reaccionar de dos maneras:
luchando contra esta situación, pudiendo matarse en el esfuerzo.

aceptando lo que le ocurre y, así, adoptar una nueva actitud frente a la vida. En este caso, surgirán las necesidades espirituales.


El septenio de los cuarenta y nueve a los cincuenta y seis años tiene como espejo el septenio de los siete a los catorce años.

Así como a los siete años el niño comienza su escolaridad; a partir de los cuarenta y nueve años el ser humano necesita enseñar, se transforma en maestro. Esta es una necesidad vital; el ser humano necesita ser escuchado, necesita transmitir algo, en suma, necesita dar.

Al tomar conciencia de esta causalidad, que obra en nuestra existencia, nos preparamos para abordar el concepto de karma. Sólo así, la vida adquiere sentido como escuela y cada tropiezo será bienvenido por el mensaje que encierra. Todo hecho deberá relacionarse con la causalidad y el orden universal y, así, la persona logrará instalarse, poco a poco, en la sensación de unicidad emergente. Más aún, todo conocimiento adquirido debe apuntar a la unión con el Todo y aquel conocimiento antiguo deberá ser reformulado en relación con la Totalidad.

Cuando este estado de unicidad ocupa el centro del alma se percibe una agradable sensación de paz y un germinar de sentimientos serenos de amor y fraternidad universal.

Estas sensaciones de unidad y de paz interior suelen despertar el desapego. ¿Qué es el desapego?
Es un cambio de valores.
Es la transformación de valores materiales en valores espirituales.
Es un valor que está en el centro, equidistando entre la posesión y la indiferencia.
El verdadero despego produce una sensación de paz y esta misma sensación lo incentiva. La actitud de desapego estimula en la persona la alegría de descubrir que necesita cada vez menos para estar cada vez mejor. Desapegarse no significa no tener, significa no depender de lo que se tiene. Los valores materiales susceptibles de ser trabajados internamente como actitud de desapego abarcan todos los objetos físicos que nos rodean, desde los más insignificantes hasta los más grandes.

Mucho más difíciles de ser abandonados son los valores anímicos, porque son más sutiles y están menos expuestos al campo iluminado de nuestra conciencia; por ejemplo, los roles que ejercemos diariamente, el prestigio alcanzado o el manejo del poder.

Las razones espirituales del desapego son casi obvias: la conciencia superior sabe de lo efímero de la existencia física; basta elevarse a otro nivel de conciencia para que el desapego del mundo físico se constituya en un hecho lógico y necesario. Desde el punto de vista de la conciencia de vigilia u objetiva, hay un solo acontecimiento en la vida que no resiste la menor objeción por parte de la razón, esto es la muerte del cuerpo físico. Es muy comprensible, entonces, que a partir de la segunda mitad de la vida esta tremenda verdad humana cobre fuerza inconscientemente en el alma.

Todo desapego del mundo de los sentidos, antes de enfrentar la muerte física, facilitará enormemente el tránsito hacia el otro plano de conciencia y permitirá, en futuras encarnaciones, disfrutar serenamente del proceso tan temido.

La sensación de unicidad y la actitud de desapego confluyen en un sentimiento muy elevado el amor al prójimo.

"Amarás al Señor, tu Señor, y al prójimo como a ti mismo" encierra una verdad oculta: el re-conocimiento de la Divinidad en el otro así como en nosotros mismos. Reconocer a Dios en el otro y en nosotros sólo es posible merced a una profunda devoción y reverencia que despierta en el hombre la emanación divina que vive en su Espíritu.

El amor al prójimo se cultiva y crece. Es un largo camino que parte del egoísmo para llegar al altruismo, al otro. Desde un punto de vista es un proceso que, por un lado, recibe aportes de la unicidad y del desapego y, por otro lado, del agradecimiento y del perdón. Es una sensación que se instala en nuestro Ser y se manifiesta como sensibilidad ante la necesidad ajena. Cuando esta sensibilidad se expande en el alma, se expresa en el mundo como acto de generosidad.

La sensación de amor al prójimo siempre despierta un sentimiento de sana alegría, un verdadero bálsamo anímico-espiritual.

¿Y qué podemos decir del agradecimiento y del perdón?

El agradecimiento es una sensación muy poco cultivada en el alma humana. El agradecimiento nace de los hechos más insignificantes, como respirar, caminar conscientemente, oír el canto de un pájaro, presenciar una puesta de sol, recostarse sobre el tronco de un árbol o acariciar a un animalito. Todo esto despierta un sentimiento de amor y fraternidad universal que incentiva el amor al prójimo, pudiendo trascenderse lo humano para llegar a lo divino.

El perdón provoca una sensación de benevolencia. Si analizamos el vocablo en detalle nos encontramos que la palabra perdón se compone de una preposición inseparable: pero, que refuerza su significado y de un verbo que tiene una profunda significación en sí mismo como acción de desprendimiento y entrega, donar. Sin embargo, en el mismo vocablo permanece en silencio otro significado el de don. El sentido de la donación es el de la dádiva u ofrenda, como así también es una cualidad del ser humano. Por lo tanto, el perdón es una verdadera cualidad del hombre que le permite desprenderse tanto de objetos materiales como del orgullo personal; desapego, para ofrecer una dádiva; amor al prójimo, que estimula en el espíritu la sensación de agradecimiento que lo une con el Todo, unicidad.

Aquí hablamos del perdón como una actitud del alma en relación con el mundo; una actitud libre que, en cada momento, podemos elegir asumir o rechazar. La actitud interior de perdonar encierra un doble aspecto: anímico y espiritual. En el aspecto anímico produce un alivio y una liberación, es un desprenderse de algo que a su vez nos mantenía atrapados y esclavizados. Nos desprendemos de sentimientos tales como odio, humillación, dolor.

En el aspecto espiritual, el trabajo consciente del perdón nos abre las puertas del aprendizaje, nos torna flexibles y compresivos con respecto a la naturaleza humana. Es un excelente instrumento para cincelar aspectos oscuros del alma y nos abre el camino a la indulgencia y la compasión. La compasión se apoya en la humildad y es el profundo sentimiento de amor cristiano hacia el semejante, sin guardar relación con el sentimiento de lástima.

Saber que el otro es nuestro espejo, que los mismos errores que hoy criticamos fueron nuestras equivocaciones ayer, que en nuestro corazón y en el de nuestros semejantes brilla la misma luz, es suficiente para que se agigante el sentimiento de unicidad y amor al prójimo. Por estos motivos, los tres septenios de Espíritu constituyen, en cada encarnación, la oportunidad de que el Yo evolucione un poco más para acercarse a sus verdaderas metas espirituales.

Dr. Roberto Crottogini